Oktober 2010
Früh genug professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
- Mag. Bettina Reumüller, Therapeutin
Im Rahmen der Tätigkeit im Kinderschutzzentrum Oberes Murtal sind die beratenden Mitarbeiter immer wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass es für viele Menschen eine große Überwindung bedeutet, therapeutische bzw. beraterische Hilfe zu suchen und anzunehmen.
Die Gründe für dieses Phänomen sind vielseitig. Sie reichen von einer all-gemeinen Scheu, Hilfe anzunehmen, über fehlen-des Eingestehen eigener Überforderung und Ratlosigkeit, bis hin zu Vorur-teilen über die Inanspruch-nahme beraterischer / psychologischer Dienstleistungen.
Eines dieser Vorurteile lautet, dass man erst ernsthaft psychisch krank sein muss oder eine Situation erst eskalieren muss, um es notwendig zu haben, professionelle Hilfe zu suchen. Die Folgen, die sich daraus ergeben sind, dass es tatsächlich häufig so ist, dass Eltern, das Kind und/oder die gesamte Familie vor großen Problemen stehen, weil man alleine keine geeigneten Bewältigungsstrategien finden konnte. So geraten Familien oft in eine immer tiefere Spirale von Problemen, Lösungsversuchen, Verzweiflung, Überforderung und Hilflosigkeit. Sieht man nun aber die Realität abseits aller Vorurteile an, so ist es doch so, dass das Dasein eines jeden Menschen von Höhen und Tiefen, Freuden und Problemen etc. geprägt ist.
Jede Mutter und jeder Vater gerät im Laufe der Erziehungstätigkeit immer wieder in Situationen, die ratlos, hilflos oder unsicher machen. Kinderschutzzentren bieten in all diesen Situationen entsprechende Hilfestellung an. Diese Arbeit hat großen entlastenden und auch präventiven Nutzen.
Frühzeitige Inanspruchnahme einer solchen Hilfe und Unterstützung kann vorhandene oder verdeckte Ressourcen in Familien rechtzeitig aktivieren. Dadurch kann das Wohl der Kinder auch in schwierigen Lebenslagen gewahrt werden.